
Der Lehrbienenstand und -pfad des Bienenzuchtverein Zwiesel nimmt Gestalt an
50 Jahre ist die Idee alt, dass der Bienenzuchtverein Zwiesel einen Lehrbienenstand bauen will. Das hat der aktuelle Vorstand Karl-Heinz Keilhofer in der Chronik herausgefunden. Jahrzehnte später haben sich die Imker nun entschlossen, Nägel mit Köpfen zu machen: Mit dem Schloss Ludwigsthal hat der Verein den passenden Standort für das Projekt gefunden und auch die Arbeiten sind bereits fortgeschritten: Der Weg ist angelegt, die Schautafeln stehen an Ort und Stelle und auch Fundament und Boden für das Bienenhaus sind fertig.
Ursprünglich wollte der Bienenzuchtverein sein Projekt in Zwiesel verwirklichen. „Da ist aber kein geeignetes Grundstück zur Verfügung gestanden“, erklärt Karl-Heinz Keilhofer. Der Besitzer des Schlosses Ludwigsthal habe schließlich angeboten, dass der Verein Bienenlehrpfad und Lehrbienenstand dort verwirklichen kann. Zwölf Jahre läuft der Pachtvertrag für die Fläche vorerst. Die Imker sind zufrieden: „Das ist perfekt hier“, freut sich Keilhofer.
Und es ist alles durchdacht beim neuen Bienenlehrstand. Das wird deutlich, als der Vorstand zusammen mit den Bienenzuchtvereinsmitgliedern Peter Dopan und Rene Hansl über das Gelände führt. Auf dem geschwungenen Bienenlehrpfad erhalten die Besucher anhand von Schautafeln auf ihrem Weg zunächst das nötige Vorwissen. Viel Wert wurde dabei auf Barrierefreiheit gelegt.
Der Lehrbienenstand soll zeigen, was die Biene eigentlich alles leistet. „Die Biene ist der Hauptbestäuber vieler Pflanzen“, betont Karl-Heinz Keilhofer. Deshalb zeigen die aufgestellten Schautafeln nicht nur allgemeine Informationen über Bienen, sondern auch, welche Ertragssteigerung sie bewirken können und was sie von der Wespe unterscheidet. „Das wissen auch viele nicht“, sagt Rene Hansl. So werde die Biene mit der Wespe gleichgesetzt und als gefährlich eingestuft.
Dabei gehe die Biene eigentlich gerne ihrer Wege. Stechen kann sie trotzdem. Auch deshalb wird im geplanten Bienenhaus eine Glasscheibe den Besucherbereich abtrennen, so dass auch Allergiker oder Menschen, die doch etwas Angst haben, bei den Vorführungen zu sehen können. Rund 15 Personen sollen hier Platz finden. Der Zugang zum Gebäude wird über die Rückseite führen, damit die Gäste nicht in die Flugschneise der Bienen geraten.
Acht Völker sind im Bienenhaus geplant. Dort können Interessierte dann etwa beim Schleudern zuschauen, also praktisch bei der Honigernte. „Die Schleuder ist eigentlich aus Edelstahl“, erklärt Rene Hansl. „Aber wir planen, eine aus Plexiglas zu kaufen, damit die Besucher den Vorgang genau beobachten können.“ Und da kommt Imker Peter Dopan ins Schwärmen: „Das ist eigentlich das Schönste: Wenn der Honig gegen die Wand der Schleuder plätschert und dann hinab ins Glas fließt.“
Finanziert wird der Lehrbienenstand komplett aus Spenden und Fördergeldern. Verschiedene Einrichtungen im Landkreis, aber auch Privatpersonen haben das Projekt bereits teils großzügig finanziell unterstützt, worüber sich die Imker sehr freuen. Denn das Ganze kostet natürlich Geld: Rund 9000 Euro haben die Mitglieder bereits in den Lehrbienenstand investiert – allerdings nur für Materialkosten, wie Peter Dopan betont. „Die Arbeiten machen die Mitglieder selbst, und das ehrenamtlich.“
Mit Gesamtkosten von rund 15 000 Euro rechnen die Imker. Entsprechend sei man für weitere Spenden sehr dankbar. „Wir haben auch verschiedene Zuschüsse beantragt, aber da muss man erst sehen, was rauskommt“, erklärt Karl-Heinz Keilhofer. Auch Mittel aus Töpfen für barrierefreies Bauen habe man sich erhofft, allerdings sehe es da bislang schlecht aus.
Natürlich will man mit dem Lehrbienenstand auch mehr Menschen fürs Imkern begeistern. „Wir möchten vor Ort auch Imkern auf Probe anbieten“, sagt Vorstand Keilhofer. Außerdem sollen Kindergärten und Schulen eingeladen werden. Auch Lehrgänge und ähnliche Veranstaltungen sind fest eingeplant. Diese finden dann im Schloss statt, das vom Verein Pro-Nationalpark verwaltet wird. „Wir möchten den Lehrstand auch in deren Programm mit aufnehmen lassen.“
Wann genau der Lehrbienenstand für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird, steht noch nicht fest. Das Projekt habe sich wegen des langwierigen Genehmigungsverfahrens verzögert, so Karl-Heinz Keilhofer. Noch gibt es also viel zu tun für den Verein. „Das Gröbste haben wir aber hinter uns“, ist Peter Dopan erleichtert.
Ideen gibt es jedenfalls noch viele. So soll zum Beispiel eine Kräuterwiese samt Informationstafeln bei den bereits gepflanzten Obstbäumen angelegt werden, um das „Paket“ noch besser abzurunden. Und Peter Dopan will eine so genannte Klotzbeute in einem Baumstamm anlegen – so habe man früher Bienen gehalten, bevor es die Kästen gab, erklärt er. „Es soll was geboten sein“, fasst es Vorstand Karl-Heinz Keilhofer zusammen. Nun müsse man sehen, was man noch alles umsetzen kann. „Das ist ein Prozess. Aber die Ideen werden uns nicht ausgehen.“